100 Jahre 1. Österr. Segelflugwettbewerb am Waschberg / Nö.

2023 jährt sich zum 100sten Mal die Austragung des ersten internationalen Segelflugwettbewerbes 1923 am Waschberg bei Stockerau. Dies zum Anlass, bietet das Stockerauer Bezirksmuseum ab 25.5.2023 im Rahmen einer Ausstellung einen interessanten Rückblick auf die damalige Nachkriegssituation, den Anfängen der Segelfliegerei in Österreich und dem Ablauf des Wettbewerbes. Am 17.Septmber 2023 wird als Abschluss, am Waschberg, im Bereich des damaligen Fluggeländes, zu einem Festakt anlässlich des Jahrestages geladen.

Die Anfänge der Segelfliegerei

Nach dem ersten Weltkrieg lag Europa danieder. Nicht nur wirtschaftlich, sondern auch strukturell und sozial. Die vielfach initiierten, zum Teil rigorosen Spar- und Sanierungsprogramme griffen leider nur langsam und bedingt.

Als Verlierernationen war in Österreich und auch in Deutschland durch die Bestimmungen von St. Germain der motorbetriebene Flugzeugbau und –betrieb verboten: sämtliche vorhandenen Flugzeuge wurden damals zerstört. Da bot der motorlose Segelflug einen willkommenen Ausweg. Sehr bald trafen sich Fluginteressierte auf der Wasserkuppe in der Rhön/D, um diesen zu untersuchen und in der Praxis auszuprobieren. Vor allem akademische Fliegergruppen bauten und testeten dort sehr unterschiedliche Konzepte von Segelflugapparaten, Starttechniken und Auftriebsnutzungen.

In Österreich endete dieses Verbot erst am 14. September 1922. Als auch danach das Thema nur zögerlich aufgegriffen wurde, regte der Rektor der Technischen Hochschule in Wien einen Erfahrungsaustausch mit den benachbarten Kollegen an. Ähnlich wie auf der Wasserkuppe, sollte der Österreichische Aero-Club eine Segelflugwoche mit entsprechenden öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten und Vorflügen veranstalten.

Ein geeignetes Fluggelände wurde schließlich, mit Unterstützung von Prof. Walter Georgii von der Rhön-Rossitten-Gesellschaft (Wasserkuppe) auf dem Waschberg bei Stockerau im Nordwesten von Wien gefunden. Der nach Westen abfallenden Hang des nur 390 m hohen Hügels mit bloß 150 m Gefälle eignete sich laut seinen Ausführungen weniger für segelfliegerische Spitzenleistungen, sondern vielmehr zum anschaulichen Vorfliegen und auch für weniger geübte Piloten. Avisiert wurde der Herbst 1923, dann wären die Felder schon abgeerntet, die Wettbewerbe auf der Wasserkuppe schon beendet (und somit deutsche, oder sogar internationale Gäste kommen könnten), und auch die benötigten Winde am wahrscheinlichsten.

Der erste Internationale Segelflugwettbewerb am Waschberg/Stockerau

Vom 13. bis zum 21. Oktober 1923 fand der erste internationale Segelflugwettbewerb am Waschberg bei Stockerau statt. Sieben deutsche und sechs österreichische Piloten bzw. Fluggemeinschaften hatte sich angemeldet. Die Anfahrt erfolgte per Sonderzug aus Wien, die restliche Strecke wurde mit dem Pferdegespann bewältigt. Zur Durchführung der Veranstaltung und zur Unterbringung der Flugzeuge waren am Berg fünf große Zelthallen aufgestellt worden. Weiters waren Verpflegungsbuden, Souvenirzelte und ein Sonderpostamt entlang des Aufstieges aufgestellt.

Die Flugzeuge wurden damals mit Gummischnüren gestartet. Gewertet wurde die Flugzeit, eine allfällige Überhöhung des Startpunktes und die im Flug zurückgelegte Strecke.

Doch so ambitioniert die Idee auch war, der Ablauf entwickelte sich äußerst ungünstig. Es gab keine technische Kommission und die schlechten Wind- und Wetterverhältnisse ermöglichten nur an insgesamt zwei Tagen ernstzunehmende Segelflüge.

Als dann auch noch die Veranstaltungsleitung von einem Wiener „Eventmanager“ übernommen wurde, wandeltet sich der Wettbewerb, zum Leidwesen der anwesenden Piloten, Konstrukteure und dem Fachpublikum schnell zu „einer Zirkusveranstaltung, mit dem Wunsch nach Parterre-Akrobatik-Stücken“ (Aussage des deutschen Piloten Arthur Martens).

Als Preisgeld waren Prämien von insgesamt rund 40 Millionen österreichischen Kronen ausgesetzt, die schon eine Woche später bei der Preisverleihung, nur mehr ein Zehntel davon wert waren. Bei aller fliegerischen Begeisterung der damaligen Zeit, stimmt der geschichtliche Kontext doch auch nachdenklich: auf Grund der Wirtschaftskrise explodieren Preise für Lebensmittel, einhergehend mit einer hohen Arbeitslosenzahl und steigender Kriminalität. So kostete im Mai 1923 in Deutschland ein Laib Brot ca. 500 Mark, zwei Monate später 2.000 Mark, zu Wettbewerbsbeginn 14 Mio., am Ende sogar schon 1.000 Mio. Mark.

Ausstellung Bezirksmuseum Stockerau: 100 Jahre 1. Österr. Segelflugwettbewerb

230917 Festakt am Waschberg: 100 Jahre 1. Österr. Segelflugwettbewerb


Österreichs erstes Rekordsegelflugzeug 1923

Wieder ein außergewöhnliches Projekt aus der Atzwanger-Werkstatt:

 

Jahrelang hing im Techn. Museum in Wien ein globiges, aber sonst eher unscheinbare Segelflugzeug! Um die Jahrtausendwende wurde es abmontiert und verschwand ein Depot!

 

Dabei war die „Wien“ von Ing. Alois Kermer, einem Schiffsbauingenieur (in Anlehnung an den "Vampyr" / Akaflieg Hannover) konstruiert, im Schiffsbauwerk Moeve in Fischamend gebaut, Österreichs erstes Rekordsegelflugzeug.

Mit ihr gewann der erfahrene Weltkriegspilot Karl Ehrlich) beim ersten internationalen Österr. Segelflugwettbewerb am Waschberg bei Stockerau /NÖ, sämtliche österr. Wertungen: Dauer (10min 47sek.), Entfernung (1.470m) und Startüberhöhung.

Und so in etwa hätte dürfte 1923 ein Zeitungsfoto vom Flug der "Wien" beim Waschberg-Segelflugwettbewerb ausgesehen haben!

Mein Projekt
> Fortsetzung "Projekte 2020" unten!

 

Ausgangspunkt ist die Drei-Seiten-Ansicht von DI Reinhard Keimel publiziert vom Österr. Luftfahrtarchiv. Ergänzt wurde diese durch einen viel zu kurzen Besuch im Depot des Technischen Museums.

Im Maßstab 1:2,5, misst das Modell rund 5,6 m Spannweite und 2,25 m Länge; abei einem Gewicht rd. 13,5 kg.

 

Das Modell wurde in klassischer Holzrippen und Leistenbauweise erstellt. Die Beplankung erfolgt mit 0,4 und 0,6 mm Fliegersperrholz. Auf Kunststoffe wurde verzichtet, einzige Abweichung ist der Einbau einer Fernsteuerung.

Pilotiert wird meine "Wien" von "Charly" von/aus Andy`s-Piloten-Werkstatt.

 

https://www.youtube.com/watch?v=TKwQhEU0Dtw