100 Jahre Espenlaub auf der Wasserkuppe

Im Frühsommer 1920, radelte Gottlob Espenlaub nach Gersfeld in der Rhön, um als Helfer beim Segelflugwettbewerb auf der Wasserkuppe mitzuwirken. Doch aus den hochgesteckten Träumen wurde vorerst nichts, da er nur zur Küchenhilfe eingeteilt wurde.

Am 25.Oktober 2020 würde Gottlob Espenlaub seinen 120 Geburtstag feiern! Als ältestes von 15 Kindern eines Schäfers in Balzholz geboren, gilt er als eine der markanten und schillernden Persönlichkeiten aus den Anfängen der Segelfliegerei.

 

Anlässlich seines 120 Geburtstages und des hundertsten Jahrestages seiner ersten Ankunft auf der Wasserkuppe kehrt Espenlaub wieder zurück. Das Segelflugmuseum auf der Wasserkuppe präsentiert den Nachbau seiner E4 im Maßstab 1:2,5. Diese ist im Winter 1922/23 unter kärgsten Verhältnisse in der damaligen Halle „A“ auf der Wasserkuppe. Sie zeigt erstmals Espenlaubs Konstruktionsprinzipen die so charakteristisch für seine weiteren Entwürfe von Segelflugzeugen ist.

 

Gottlob Espenlaub (1900 bis 1972)

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs prägten wirtschaftlichen Engpässe, Inflation und Arbeitslosigkeit Gesellschaft und Arbeit. Dies bekam auch der gerade ausgelernte Schreinergeselle Gottlob Espenlaub zu spüren. Von seiner Lehrwerkstatt entlassen, entdeckte er bei seiner Heimreise am Stuttgarter Bahnhof ein kleines Heftchen das sein weiteres Leben prägen sollte: die Märzausgabe 1920 der Zeitschrift „Flugsport“.

 

Die Welt der Fliegerei begeisterte ihn und als er auf ein Inserat, in dem freiwillige Helfer für den bevorstehenden Gleitflugwettbewerb auf der Wasserkuppe gesucht wurden, stieß, sah er seine Chance auf Arbeit und Auskommen. Zwar nur als Küchenhilfe engagiert, nutzte Gottlob die Situation, beobachtete einfach was die anderen machten und versuchte daraus zu lernen.

 

Wieder zuhause, begann er seinen Erfahrungen an einfachen Modellen zu testen und baute sich in den Wintermonaten schließlich aus den Resten verunglückter Segelflugzeuge einen einfachen Hängegleiter. Und da das Material sehr knapp und Neues teuer war, entwickelte er, ähnlich einem Fachwerksträger, die Gitterbauweise für die Flügelrippen. Diese „Espenlaub 1“ brachte Gottlob 1921 zum nächsten Rhönwettbewerb mit auf die Wasserkuppe, wo sie jedoch schon nach wenigen Startversuchen zu Bruch ging.

 

Zu Ende des Rhönaufenthaltes lernte er den ebenso flugbegeisterten Alexander Lippisch (damals Mitarbeiter bei der Firma Dornier in Friedrichshafen) kennen, der den kommenden Winter auf der Wasserkuppe verbringen wollte. „Espe“, wie er auf der Wasserkuppe genannt wurde, blieb bei ihm, um zu lernen: der Theoretiker und der Praktiker ergänzten sich wunderbar. Sie hausten in einem übrig gebliebenen Zelt, schliefen in einem umgelegten Kleiderkasten, überlegten theoretische Grundlagen und experimentierten dazu mit Modellen. Als „Rhönindianer“ gingen die beiden Einsiedler in die Geschichte ein!

 

Irgendwo hatte Gottlob aufgeschnappt, dass viel Spannweite einen guten Gleitwinkel ergäbe. Also baute er aus dem Bauch heraus einen Hochdecker mit damals außergewöhnlichen 17 Meter freitragender Tragfläche. Diese E-3 wurde eine der Sensationen des Rhönwettbewerbs 1922. Mit den erfolgreichen Flügen unter Martin Schrenk tauchte der Name Espenlaub damit zum ersten Mal in der Fachpresse auf: er gewann nicht nur Anerkennung bei den Akademikern und Akademischen Fliegergruppen, sondern auch erste finanziell dotierte Preise.

 

E4 - Espenlaub Segeleindecker; gebaut im Winter 1922 / 23

 

Die aerodynamischen Untersuchungen jener Zeit hatten ergeben, dass eine große Spannweite mehr Auftrieb und einen kleineren Gleitwinkel liefern würde als kürzere und verspannte Flächen. So entschied sich Gottlob Espenlaub zu einer neuen Konstruktion (E3) mit 17 Meter Spannweite nach dem Vorbild des „Vampyr“ zu fertigen. Im Winter 1921/22 wurde der Vogel auf der Wasserkuppe gebaut und konnte im Früh-jahr in Fulda ausgestellt werden.

 

Im Winter 1922 / 23 verbesserte er die Konstruktion. In einer Halle auf der Wasserkuppe baute er den freitragenden Eindecker E4 mit einer Spannweite von 14 m Spannweite. Die beiden Laufräder sowie der Stoffball unter der Nase (wie bei der E3) sind in den Rumpf eingelassen.

In der Zeitschrift Flugsport des JAhres 1923 hieß es: "Unter Führung des bekannten Vorkriegsfliegers Alexander von Bismarck  konnten mehrere erfolgreiche Flüge durchgeführt werden. Er erreichte schon beim 2. Flug der Maschine 32 Min. und eine Höhe von 300m über der Startstelle. Herr von Bismarck hat der Leistung der Maschine volle Zufriedenheit ausgesprochen, so segelte er am 10. 6. am Westhang der Wasserkuppe 42 Min und landete nach einem 9 km Ueberlandflug in der Nähe von Weyhers."

Beim Rhönwettbewerb 1923 wurde es mit der Startnummer 30 geführt.

 

Bezug zu Österreich - Waschberg 1923

 

Nach eigenen Angaben und manchen Chroniken, hatte Gottlob Espenlaub dieses Flugzeug 1923 mit zum ersten internationalen Segelflugwettbewerb in Österreich auf den Waschberg gebracht. Logisch scheint es auch, da er sich gleich nach dem Rhönwettbewerb auf die Reise nach Österreich machte! Detaillierte Bericht und Beschreibungen (der Hinweis auf das vordere Ballonrad und die beiden Holz-Scheibenräder hinter dem Pilotensitz) von Zeitzeugen scheinen dies zu bestätigen, jedoch wurde kein diesbezüglicher Flug in einem der vielen Zeitungsbericht erwähnt.

 

https://www.youtube.com/watch?v=W6rds1156X8Ende August und damit rechtzeitig zum Redaktionsschluss wurde meine E4 startklar: 5,6m Spannweite bei rund 14,0 kg Gewicht, grad einmal lackiert und noch ein paar fehlenden kleinen Details.

 

In bewährter Weise war der Flugplatz des MFSU Treubach wieder einmal Schauplatz einer / meiner Flugprämiere: dazu nur ein leichter Wind und ein fast wolkenloser Himmel - ideale Voraussetzungen also dafür.

 

An den Startplatz, Schleppleine eingehängt und nochmals alle Ruder gescheckt.

 

Und dann kommen für einen Konstrukteur und Flugzeugbauer die spannendsten Sekunden: vom Anrollen bis zum Abheben der Maschinen. Aber diesmal passt alles: schon nach wenigen Metern hebt das Schleppgespanns ab. Nur ein, zwei Zacken am Höhenruder, ansonsten folgt sie wie selbstverständlich der Schleppmaschine. Und in drei langgezogenen Achtern geht’s auf Ausklinkhöhe.

 

Was dann folgt ist schon fast kitschig: der Flieger steht fast in der Luft. Wie ein „Luftschiff“ gleitet die Espenlaub E4 dahin. Steuern ist nur beim Einleiten einer Kurve und an derem Ende notwendig. Traumhaft – ein fantastisches Flugbild: wie „geil“ muss das erst für Espenlaub in natura gewesen sein?!

 

Der Landeanflug erfolgte mit dem Wind „damit wenigsten einmal ein bisschen Fahrt aufkommt“! Butterweich setzt die Maschinen auf ihrem urigen Fahrwerk auf, pendelt ein bisschen hin und her und rollt dann aus!

Video vom Erstflug:
https://www.youtube.com/watch?v=W6rds1156X8

 

Video über`s Projekt

https://www.youtube.com/watch?v=6WiIIy9t6do

Video vom Erstflug

https://www.youtube.com/watch?v=e7UymigETaU

E7 & E11: das Schleppgespann v Gottlob Espenlaub

Gottlob Espenlaub hatte schon immer ein Faible für ausgefallene Ideen. Nach einer entsprechenden Anfrage von G. Fieseler schraubte er im  März 1927 kurzerhand die Luftschraube von seinem (damals noch mit dem Arbeitstitel E8 bezeichneten) Leichtmotorflugzeug ab, montierte die von Fieseler erdachte Schleppkupplung und fertig war das "Anhängerflugzeug E7"!
Am 12. März 1927 spät nachmittags, damit möglichst niemand etwas mitbekam, probierten Fieseler und  Espenlaub am Flugplatz Kassel – Waldau den Seglerschlepp.

Darufhin wurde für den  20.3. eine Vorführung vor Journalisten organisiert. Espenlaub baute bis dahin seine Maschine um und lackierte sie rot mit großem weißen Schriftzug.  Leider brach beim Startvorgang (ca. in 15 m Höhe) das Seitenleitwerk und bei der anschließenden Landung die Radachse!

Bewiesen wurde damit jedoch der Schleppstart für Segelflugzeug - eine neue Ära im Segelflug konnte beginnen!

Espenlaub E7

Auf der Suche nach einem außergewöhnlichen historischen österreichischen Segler stieß ich auf die colorierte Zeichnung der E7 von H.J. Fischer. Espenlaub nahm 1923 am ersten österreichischen Seglerwettbewerb am Waschberg/Stockerau als Gastflieger teil und machte dort seine ersten eignen Flüge machte.

 

Nachdem die weitere Suche nur wenige Fotos und technische Details brachte, war mein Interesse nachhaltig geweckt. Scheinbar war noch nie ein ferngesteuertes Modell der E7 gebaut worden. Das nächste Winterprojekt war fixiert!

 

In knapp 6 Monaten Bauzeit entstand der Nachbau dieses geschichtsträchtigen Flugzeuges mit 5,12 m Spannweite und ca. 12,5 kg Fluggewicht.

 

Das besondere an der E7 von Gottlob Espenlaub ist:

  • Ursprünglich als Leichtmotorflieger mit der Bezeichnung E8 konzipiert
  • wurden damit, kurzfristig umgebaut, am Abend des 12. März 1927 am Flughafen Waldau / Kassel die weltweit ersten Schleppstarts geflogen
  • in Folge vielfach bei diversen Flugshows, die Espenlaub nun mit seinem eigenen Schleppgespann durchführte,
    als „Anhängermaschine“ eingesetzt;
  • 1928/29 führte Espenlaub mit der E7 dann Raketentests durch, wobei fast das Seitenleitwerk verbannte!

Ein kurzer Rückblick zur langen Entwicklungsgeschichte der E7

 

1926 hatte die Segelfliegerei rund um die Wasserkuppe einen toten Punkten erreicht, und die akademischen Fliegergruppen, die jahrelang Innovationen garantierten, waren müde geworden. Der Trend ging wieder Richtung Motorfliegerei. Dem konnte sich auch Gottlob Espenlaub, der mit seinem Bruder Hans nach Kassel in eine neue Werksatt gezogen war, nicht entziehen. So begannen sie in den Wintermonaten mit ihrem Motorflugzeug E8.

 

Diese Arbeiten wurden zu Jahresbeginn 1927 je unterbrochen, als sie von Gerhard Fieseler, damals Fluglehrer der benachbarten Firma Raab-Katzensteiner, kontaktierte wurden. Der suchte einen wagemutigen Piloten mit eigener Maschine, denn er hatte der Presse für Mitte April eine Flugshow mit dem Höhenpunkt eines bzw. des ersten öffentlichen Seglerschlepps angekündigt. Aber keiner der von ihm angesprochenen bekannten Piloten wollte bei so einem Experiment Leben und Maschine riskieren. So hoffte er, daß Espenlaub zumindest die ersten Versuche mit ihm durchführt.

 

Gottlob Espenlaub, schon im mit einem Faible für ausgefallene Ideen, dachte sofort an seine E8.. Kurzerhand wurde die Luftschraube abmontiert, die von Fieseler erdachte Schleppkupplung montiert und fertig war das "Anhängerflugzeug E7".

 

Am 12. März 1927 spät nachmittags war es dann auf dem Flugplatz Kassel – Waldau soweit: Fieseler mit seiner RaKa 6 D-975 und Espenlaub mit seinem „Anhängerflugzeug“. Der Start gelang, aber sehr zum Ärger von Fieseler klinkte Espenlaub schon nach weingen Metern in der Luft aus. Nach drei Versuchen wurde wegen der einbrechenden Dunkelheit die Flüge eingestellt.

 

Später stellte sich heraus, daß sich Espenlaub in seiner Ehre gekränkt fühlte, als "Notnagel" und nur für ungewissen ersten Versuche gefragt zu werden, aber nicht in die große öffentliche Präsention eingebunden zu sein. Gleichzeitig erkannte er aber das Werbepotential des Seglerschlepps für sich und seine Firma. Da der Start die schwieigste Phase war, klinkte er deshalb gleich danach mit dem Hintergedanken aus, selbst öffenlichkeitswirksam längere Schlepps vorführen zu können.

 

Mit seiner E11 verfügte er über eine entsprechend starke Schleppmaschine und ab Frühsommer präsentierte er mit diesem Gespann bei verschiedenen Flugshows den Seglerschlepp. Zweisitzig und mit ihrem provisorischen Charakter konnte das „Anhängerflugzeug“aber nicht lange überzeugen und wurde relativ bald durch das leichtere, extra dafür konzipierte Segelflugzeug "Espenlaub-Anhänger 1" ersetzt.

Archiv Nagel auf der Internetseite "HNA.de ist ein Portal der Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA)" am 21.8.2017:
Flughafen Waldau / Kasel - erster Seglerschlepp

Die ehemalige E8, nun E7 wurde wiedermal eingelagert und erst 1929 für die berüchtigten Raketenflugversuche in Düsseldorf-Lohausen erneuert in Betrieb genommen.

Espenlaubs Schleppmaschine E11 und das spätere, leichtere Segelflugzeug "Espenlaub-Anhänger 1"

Mein Nachbau des Doppelsitzer-Segelflugzeuges v 1927

Ausgangspunkt meines Projektes, ist die Visualisierung von H.J. Fischer, publiziert im "Modellflug International" 5/1998

> ein orginelles Erscheinungsbild, das ganz zum mir und zu meinen bisherigen Projekten paßt!

Der Bau startete Anfang Oktober 2017.

Am Abend des 10.2.2018, knapp 91 Jahre nach dem ersten Schleppversuchen von G. Fieseler & G. Espenlaub, glückte der Start meines Modells der E7 bruchfrei! Am Flugplatz des MFSU Treubach erolgte bei winterlichen Bedingungen der Erstflug meines Modells!

Der Start glückte problemlos! Ein einmaliger Flieger und ein tolles Flugbild!!

Zum Abschluß die üblichen finalen "Kalenderfotos"!

Nach zweimonatiger Vorbereitungsphase wurden rund 100 Rippen und Spanten mit knapp einem Kilo Leim verbaut und mit ca. 10qm Folie bespannt. Der Rumpf ist mit 0,4, im Bereich der Flügelhalterung mit 0,6 mm Sperrholz beplankt, die Flügeln und das Höhenleitwerk mit 2mm Balsabretter.

So entstand in nicht ganz 6 Monaten bzw. rd. 300 - 400 Arbeitsstunden und vielen Schleiforgien, der Nachbau im Maßstab 1:2,5, mit 5,12m Spannweite und rd 12,5kg Fluggewicht.

Vorflug am 26.5. beim MFC Alkoven


Kassel 17./18.3.2018 - in memorian 12.3.1927

Im März 2018 gab es, anläßlich des Jahrestages der ersten Seglerschleppstarts,  am Areal des ursprünglichen Flugplatzes Kassel - Waldau - heute ein Gewerbegebiet - von Rolf Nagl in itiiert, eine kleine Ausstellung,  Vorträge und der Vorführung meiner gerade fertiggestellten E7!

Friedrichshafen 2.11.2019 - 100 Jahre Espenlaubs Raketenflüge mit der E7

1929 rüstete Espenlaub die E7 erneuert um und montierte am Baldachin ein Raketentriebwerk.

Im Rahmen der Flugshow "Stars des Jahres" haben wir, 90 Jahre nach den Versuchen von Gottlob Espenlaub, den Raketenantrieb bei der Modellbaumesse in Friedrichshafen 2019 erfolgreich nachgestellt.

Mit einem 90mm Impeller, angetrieben von 10s Lipos gelang Michael eine beeindruckende Flugvorführung!

 

https://www.youtube.com/watch?v=VZSr8ZaXl3U
> min 5:02


E11 - Erstes Schleppflugzeug von G. Espenlaub

Im Anschluß an die ersten Schleppstartversuche mit g. Fieseler, baute sich Gottlob Espenlaub selbst eine Schleppmaschine - die E11 - und ging damit ab Frühsommer 1927 auf Tournee!

Das historische Schleppgespann der Gebrüder Espenlaub, mit dem sie bei Flugshows und -vorführungen auftraten:

im Hintergrund die E7 - im Vordergrund die Schleppmaschine E11

Auf Anregung von Rolf Nagel / Kassel, baut ich im Frühling 2018 auch die E11 im Maßstab 1:2,5 als Modell nach.

9.6.2019 - Wasserkuppe / D

Im Beisein von Christa, Gabriela und Michael Espenlaub (Kinder von Gottlob Espenlaub)

konnten wir am Weltenseglerhang auf der Wasserkuppe den Nachbau des historischen Schleppgespanns offiziell vorstellen und vorfliegen!

> ein bewegender Nachmittag!

https://www.youtube.com/watch?v=Vd5EmUETZ6g

Danke Thomas!

20.7.2018 Segelflugmesse in Schwabmünchen

Neben den vielen GfK & CfK Seglern eine willkommene Abwechslung - die Espenlaub-Flieger E7 und E11 auf der Segelflugmesse in Schwabmünchen: wir erhielten viel Beifall und Anerkennung!

 

 

 

Video vom Vorflug in Schwabmünchen:

https://www.youtube.com/watch?v=kbsjiHB4-aw


E9 - Espenlaubs Riesenvogel 1926

Unter den von Gottlob Espenlaub für den 7. Rhönwettbewerb im Jahre 1926 gemeldeten Maschinen befand sich auch ein Segelflugzeug von damals riesigen 24 m Spannweite, Flügelinhalt 33 m2, Gesamtlänge 5 m, Höhe 1,2 m.

 

An Stelle des Seitensteuers am Rumpfende hat Espenlaub an den Enden der Flügel 2 Steuerflächen angeordnet, wodurch er mit den verhältnismäßig kleinen Steuerflächen, welche 11 m von Rumpfmitte entfernt liegen, ein großes Drehmoment erzielt und gleichzeitig die schädlichen Widerstände, die durch den Steuerausschlag entstehen, auf ein Minimum reduziert. Bei einem Versuchsflug von der Kuppe nach der Eube schien es, daß mit dieser Anordnung die Maschine im Geradeausflug gehalten werden konnte.

"Es wird interessant sein, bei weiteren Versuchen festzustellen, wie sich die Maschine in den Kurven benimmt. Ebenso interessant wird es sein, weitere Versuche mit den außerordentlich großen freitragenden Flügeln mit einer sehr niedrigen Schwingungszahl bei böigem Wind zu machen. Hierbei wird es sich zeigen, welche Einwirkung die Böe auf die Zunahme der Schwingungen oder deren Dämpfung hervorrufen" aus Flugsport 1926.

Leider erging es mir und uns nicht anders als Gottlob Espenlaub!

 


EA - Espenlaubs Anhängerflugzeug 1927

Ende 1925 nahm Gottlob Espenalub  das Angebot an, in Kassel Segelflugzeuge zu produzieren. Im alten Sägewerk Nölke in Bettenhausen richteten
er und sein Bruder Hans, der bereits in Grunau zu ihm gestoßen war, die Werkstatt der Firma Espenlaub Flugzeugbau ein.
Im Februar 1927 klopfte Gerhard Fieseler - damals nur Fluglehrer bei Raab-Katzenstein (RaKa) - an „Espes“ Werkstatttor, um Gottlob ein Geschäft
vorzuschlagen.

Am 12. März 1927 spät nachmittags war es dann auf dem Flugplatz Kassel – Waldau soweit: Fieseler mit seiner RaKa 6 D-975 und Espenlaub mit seiner propellerlosen E8. Der Start gelang, aber sehr zum Ärger von Fieseler klinkte Espenlaub schon nach weingen Metern in der Luft aus. Nach drei Versuchen wurde wegen der einbrechenden Dunkelheit die Flüge eingestellt.

Espenlaub erkannte das Potential dieses Seglerschleppstartes, jedoch war sein provisorisches "Anhängerflugzeug zu schwer. Da er mit seiner E 11über eine entsprechend starke Schleppmaschine verfügte, baute er sich ein kleineres und leichteres Segelflugzeug: den "Espenlaub-Anhänger 1 (EA)" . Ab Frühsommer 1927 präsentierte er mit diesem Gespann bei verschiedenen Flugshows den Seglerschlepp. 

In Summe wurden nur zwei Stück gebaut: Zulassung D-1396 und D-1637

Erfolgreicher Erstflug am So. 26.9.2021 beim MFSU Treubach!

Bevor der Schleppstart sich etablierte (zu dieser Zeit war er noch eine Einlage bei Flugshows - den auch die Espenlaubs gerne vorführten!)
begannen die Überlegungen, wie Segelflugzeuge von alleine starten konnte. Neben der Motorisierung (ob in der Rumpfnase oder auch schon als klappbare Variante im Schwerpunktbereich bei W. Hirth) war ein weiterer Ansatz die Ausstattung mit Raketentreibsätzen.

Einer der teibenden Kräfte damals war der deutsche Industrielle Fritz von Opel . Dazu wurde die von Alexander Lippisch konstuierte und von
Fritz Stamer geflogenen RRG Ente mit zwei 4 kg Pulverraketen (von Friedrich Wilhelm Sander) ausgestattet, die jeweils

30 Sekunden Schub lieferten.

Am 11.Juni 1928 erfolgten auf der Wasserkuppe damit die ersten Flugversuche. Per Schalter sollten die Treibsätze nacheinander elektrisch gezündet werden. Beim dritten Versuch explodierte jedoch einer der Treibsätze sodaß die Versuche abgebrochen wurden.
Die nächsten von Opel finanzierten Versuche wurden mit dem von Julius Hatry speziell für Raketenstarts gebauten Segelflugzeug, der RAK.1 unternommen.
Am 10. September 1929 flog
Julius Hatry bei Kelsterbach nach einem raketenunterstützten Gummiseilstart etwa 1,4 km weit.
Fritz von Opel startete am 30. September 1929 selbst vor großem Publikum und laufenden Kameras auf dem damaligen Frankfurter Flugplatz Rebstock. Nach dem Katapultstart wurden die beiden Antriebsraketen gezündet, und beim dritten Vesuch gelang Opel ein Flug von etwa 2 km, bei einer Geschwindigkeit von rund 100 Kilometern pro Stunde und eine Höhe von etwa 20 Metern.

 

Gottlob Espenlaub - Raketenmann!
Nach den ersten Versuchen auf der Wasserkuppe wollten die Konstrukteure der Antriebsraketen – Volkhardt, Valier und Sander – ihre Versuche fortzuführen.

Seit Juli 1927 durften Gottlob und Hans in Düsseldorf, dank der Unterstützung des Flughafendirektors Theo Jansen, die ehemaligen Wasserstoffgasanstalt der Luftschiffer als Werkstatt nutzen.Darüber hinaus hatte sich Gottlob Espenlaub nicht nur den Ruf eines hervorragenden Flugzeugkonstrukteurs, sondern auch als wagemutiger Pilot erworben.

Wahrscheinlich im Mai 1929 erhielt Gottlob Espenlaub Besuch vom Raketenpionier Max Valier Verbindung der ihn als Partner für die Entwicklung
eines neuartiges Raketen-Pfeilflugzeug gewinnen wollte. Doch „Espe“ war vorerst skeptisch, da es keine gesichert Finanzierung gab.
Anfang Juni reiste Valier neuerlich ins Rheinland und überzeugte „Espe“, einige Tests durchzuführen.
Anstelle der vorgesehenen Flüssigkeitsraketen standen allerdings nur Eichsfeld-Pulverraketen zur Verfügung. Für diese ersten Versuche am 12. Juli 1929 holte Gottlob sein EA-1-Anhängerflugzeug aus dem Lager, verankerte es am Boden und ließ die Raketen vor seiner Werkstatt abbrennen. Angeblich erfolgten auch erste Rollversuche damit.

Für weitere Versuche fehlten Valier vorerst die Mittel und so verlies er Düsseldorf.

 

Gottlob allerdings witterte wieder einmal eine Sensation. Bereits am 21. Juli meldete die Presse,
dass Espenlaub mit dem Raketenrennfahrer Kurt Volkhart und dem Raketenentwickler
Friedrich Wilhelm Sander zwecks Flugversuchen in Verhandlungen stehe. Und Anfang August
ging bereits die Meldung heraus, dass „Espe“ an einem neuen Raketenspezialflugzeug arbeitete,
was sich später als Irrtum erwies, da es sich um die „alte“ E 7 handelte. (Eine scheinbar
manipuliertes Foto der Münchner Gebrüder Römer pries die E 7 sogar als Valier Rak 3!).
Der erster erfolgreicher raketengetriebener Flug Espenlaubs fand dann am 22. Oktober 1929
aber mit der E7, die mit zwei Raketen, mit je 300 kg Schub bestückt war, statt. Er ließ sich von seiner E 14 (D-
1859) auf eine Höhe von circa 30 Metern schleppen, klinkte aus und startete die erste Rakete.
Mit großem Getöse wurde das Segelflugzeug nach vorne geschoben. Das Seitensteuer fing,
trotz Asbestschutz, Feuer. Die zweite Rakete zündete Espenlaub dann nicht mehr.